Nachrichten

12.10.2020

Corona hat unsere Gesellschaft weiterhin fest im Griff - doch wir adaptieren uns an die neuen Gegebenheiten und so auch die Theater, von denen wir mehr und mehr die Rückmeldung erhalten, dass thematisch aktuelle aber auch von der Besetzung her passende, eher kleinere Stücke gesucht werden. 

Am 10.10.20 wurde Lars Werners neues Stück DEUTSCHE FEIERN am Theater Münster uraufgeführt - im Zentrum steht ein junges Kollektiv-Start-Up, das sich in Selbst-Quarantäne begibt, um ein revolutionäres Düngemittel zu entwickeln. Ein Stück (zwar nicht in kleiner, aber variabler Besetzung), das aktueller kaum sein kann! Darüber hinaus liegt mit Lars Werners ANKOMMEN UMFALLEN ein großartiger Text über einen ganz besonderen Akt des "Widerstands" vor - in kleiner Besetzung (1D - 2H).  

Im Januar 2021 wird am Schauspiel Graz Sam Steiners Zwei-Personen-Stück ZITRONEN ZITRONEN ZITRONEN (1D - 1H) deutschsprachig erstaufgeführt (DSE). Der Text kreist um ein junges Paar, das sich in einer unbestimmten Zeit des Wandels orientieren muss: Ein Politik-Erlass beschränkt die tägliche zur Verfügung stehende Menge an Worten, die jede*r Bürger*in nutzen darf - ein Stück über den schrittweisen Verlust von Gemeinschaft, vom Gang in die Isolation, in die Quarantäne, wenn man so will.  

Ein Stück über "Abstand" - ob in der Paarbeziehung, der Freundschaft oder zwischen den Geschlechtern - haben Lutz Hübner und Sarah Nemitz mit DIE WAHRHEITEN geschrieben. Thematisch und von der Besetzung her (2D - 2H, von denen aber immer nur je 1D u. 1H auf der Bühne sind) großartig umsetzbar. Ebenso wie ihr Theatertext FUROR, der in einer Brennglas-Situation das Ressentiment und den Hass der "zu kurz gekommenen Internet-Akteure" gegenüber der etablierten Politikwelt und somit unser aller aufgeklärter Öffentlichkeit ans Licht bringt (1D - 2H).  

Als Wiederentdeckung ideal geeignet für eine zeitgenössische Interpretation bietet sich Boris Vians absurdes, im Kern aber politisches Theaterstück DIE REICHSGRÜNDER ODER DAS SCHMÜRZ an, in dem die Gemeinschaft einer Familie sich in ihrem eigenen Haus mehr und mehr zurückziehen muss - immer auf der Flucht vor dem nicht näher definierten Schmürz’. Eine große Parabel über den Rückzug als Überlebensstrategie.

Ebenfalls hochaktuell in diesen Zeiten der aufdämmernden globalen Wirtschaftskrise sind die Filmvorlagen Aki Kaurismäkis, in denen der tägliche Kampf der sogenannten "Kleinen Leute" um ein Überleben in Würde gezeigt wird wie sonst nirgendwo. Ob nun in seiner "Proletarischen Trilogie", seiner "Trilogie der Verlier" oder seiner letzten Trilogie, der "Hafen-Trilogie" - auch bekannt als "Flüchtlings-Trilogie".

Selbstverständlich haben wir noch viele weitere Stücke in unserer Backlist, die sich derzeit besonders anbieten - hier eine begrenzte Auswahl von Stücken mit kleiner Besetzung:

LAMPEDUSA (1D - 1H) von Anders Lustgarten ist ein Stück über das vergessene, aber noch immer aktuelle Drama der Geflüchteten an den EU-Außengrenzen.

ROTTWEILER (2D - 1H) von Thomas Jonigk führt uns den verbalen Machtkampf zwischen den Generationen und Geschlechtern vor und entlarvt die Kernstruktur der Familie als anfälligen Hort für Neofaschismus - gerade in Zeiten neurechter Tendenzen hochaktuell.

Mit KLEINER MANN - WAS NUN?! (1D - 2H Mehrfaches.) haben wir den berühmten Roman von Hans Fallada für kleine Besetzung und in einer neuen Bearbeitung von Susanne Schmelcher im Programm vorliegen.

In MALAGA (1D - 2H) verhandelt Büchner-Preis-Träger (2020) Lukas Bärfuss die Frage, ob sich gesunder Eigensinn auf der einen und die selbstlose Sorge um das eigene Kind in einer zerfallenden Beziehung auf der anderen Seite miteinander vereinbaren lassen. Welche Oper sind wir bereit zu bringen, um uns vor den Augen der Welt “richtig“ zu verhalten.  

ALLES TRENNT (2D - 1H) von Rebecca C. Schnyder ist ein psychologisch kluges Stück über eine dsyfunktionale Mutter-Tochter-Symbiose - ein Stück über den Rückzug ins Private aus Angst. In diesem Zusammenhang ist auch Stephan Seidels neues Stück VIER STERNE (2D) zu nennen, in dem es um die Frage geht, ob es eine letzte Chance zur Versöhnung in einer gescheiterten Mutter-Tochter-Beziehung gibt. Und auch Lukas Linder DER PRÄPARATOR ist ein Stück über eine groteske Mutter-Tochter-Symbiose, die durch die Ankunft eines neuen Tierpräparators infrage gestellt wird - eine herrliche Groteske irgendwo zwischen Kafka und Gogol.

DER KARTOGRAPH (1D - 1H) von Juan Mayorga ist gerade jetzt - 75 Jahre nach Kriegsende - ein Theatertext, der eine Menge Potenzial bietet, das auf die Bühne gehoben werden muss: ein junges Mädchen zeichnet die Karte des langsam verschwindenden Warschauer Ghettos aus der Erinnerung eines alten erblindeten Kartographen nach - doch irgendwann wird sie neugierig und beginnt, selbst im Ghetto herumzustreifen.

OUT IN AFRICA (1H) von Paul Grootboom ist eine Parabel auf den westlichen Kolonialimus als Kannibalismus - ein starker, klaustrophobischer Text!

ISLAND (1D - 3H) von Gornaya ist ein bemerkenswertes Stück über Politiker, die in einer völlig abstrusen Krisensituation nicht nur das Gemeinwohl des Volkes, sondern zunehmend auch ihre ausländischen politischen Partner und schließlich sich selbst aus den Augen verlieren - eine hochaktuelle Groteske!

Natürlich bieten sich auch einige leichter-unterhaltende Stücke aus unserem Programm an: 

Über den All-Zeit-Klassiker GRETCHEN 89 FF. (1D - 1H) von Lutz Hübner bis hin zu BETTE UND JOAN (2D) von Anton Burge - ein Stück über Bette Davis und Joan Crawford am Set des Filmklassikers „Was geschah mit Baby Jane?“. Von den beiden Peter Quilter Stücken DUETT SURPRISE - eine Schauspielfutter-Komödie für zwei ältere Schauspieler (1D - 1H) - sowie 4000 TAGE (1D - 2H) - ein amüsant-kluges Stück über die schrittweise Wiedergewinnung der verlorenen Erinnerung an 10  Lebensjahre - bis hin zu der französisch-leichten musikalischen Liebeskomödie DIESE NACHT – ODER NIE! (1D - 1H) von Laurent Ruquier. 

Über die Suche-Funktion auf unserer Homepage lassen sich alle unsere Stücke auf einfache Weise nach ganz speziellen Besetzungsvorgaben finden.