Inhalt

Knapp 40.000 sogenannte Kuckuckskinder soll es pro Jahr in Deutschland geben. Vermutlich eine Zahl, die sich über die Jahrzehnte wenig geändert hat. Lediglich die Möglichkeit biologischer Gewißheit ist durch genetische Tests beinahe zum Konsumgut geworden. Was aber in den Medien immer wieder für fragwürdige Unterhaltung sorgt, kann im Klein-Privaten ein hochwirksames Gift sein. Einen Mann plagen also Zweifel, er bringt die dubiose Prozedur genetischer Materialbeschaffung hinter sich, und nach zwei quälenden Wochen des Wartens steht es fest. Das Kind ist nicht das seine, mit streng wissenschaftlicher Beweiskette belegt. Aber die Gewißheit, die doch etwas Tröstliches haben soll, ist der Anfang vom Ende. Nichts hat mehr Gültigkeit, nicht die Liebe, nicht das Vertrauen, denn gegen die scharfe Klinge der Wissenschaft ist kein Gefühlskraut gewachsen. Was zählen schon die Beteuerungen eines Menschen gegen die gnadenlose Endgültigkeit einer 99,98 prozentigen, gegenteiligen Wahrscheinlichkeit? Was definiert noch die Familie, wenn sie sich auf nichts mehr stützt als das dünne Eis faktischer Sicherheit? Was richtet eine Wahrheit an, die mit nie gekannter Präzision und ohne Raum für Zweifel wie ein Beil ins Leben niederfährt? Lukas Bärfuss führt uns in bestechender Eindringlichkeit nicht weniger als die Haltlosigkeit der modernen Welt vor Augen.

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Autor

Lukas Bärfuss

Lukas Bärfuss, geboren 1971 in Thun (Schweiz), ist Dramatiker und Romancier, Essayist und Dramaturg. Seine Stücke werden weltweit gespielt, seine Romane sind in zwanzig Sprachen übersetzt. 2003 wurde er ...