Inhalt

Saturninus und Bassianus, Söhne des verstorbenen Kaisers, bewerben sich um seine Nachfolge. Der einflussreiche Titus Andronicus, der gerade siegreich von seinem Feldzug gegen die Goten zurückkehrt, lehnt die ihm angebotene Krone ab und spricht sich aus rechtsstaatlichen Gründen für seinen persönlichen Feind Saturninus aus. Dieser stimmt dem Angebot zu und will, um Titus zu ehren, dessen Tochter Lavinia heiraten. Doch als sein Bruder Bassianus Ansprüche auf sie erhebt, nimmt Saturninus kurzerhand die Gotenkönigin Tamora zur Frau. Diese rächt sich mit Hilfe ihres bösartigen Geliebten Aaron an Titus, der ihren ältesten Sohn als Leichenopfer hatte töten lassen: Ihre Söhne Demetrius und Chiron bringen Bassianus um und schänden und verstümmeln Lavinia. Der Mordverdacht wird auf Titus Söhne Quintus und Martius gelenkt, sein verbleibender Sohn, Lucius, wird verbannt. Quintus und Martius werden hingerichtet. Titus ist verzweifelt, aber als Lavinia ihre Folterer entlarvt, kann er an Demetrius und Chiron Rache nehmen und sie töten. Aus ihren Körpern stellt er eine Pastete her. Während eines Banketts, bei dem Tamora die Pastete verspeist, wird sie von ihm ermordet. Daraufhin ersticht Saturninus Titus, wird aber selbst von Lucius getötet, der als Überlebender zum neuen Kaiser gekrönt wird.

»Die späteren Stücke Shakespeares, die heute maßlos in ihren Greueln erscheinen, sind für Shakespeares Zeitgenossen Mäßigungen der zeitüblichen Maßlosigkeiten gewesen.« (Georg Hensel, »Der Spielplan«)

TITUS ANDRONICUS wird als eine Shakespeare-Rarität bezeichnet, die »besonders interessante Theaterabende verspricht« und an die sich im allgemeinen nur »unternehmungslustige, einfallsreiche Regisseure« wagen. Dieser Herausforderung gilt es sich nun zu stellen – vor allem in der neuen, bisher noch nicht aufgeführten Übersetzung von Shakespeare-Spezialist Frank Günther. Ganz nach dem Geschmack der Elisabethaner fließen durch diese erste Tragödie Shakespeares ganze Schwälle von Blut – man könnte sie als einen vorweggenommenen Beitrag zum Genre des Splatter-Movies bezeichnen. Das Drama über Gier, Hass, Bosheit, Rache und Grausamkeit eines erfundenen römischen Feldherrn ist voll von Greueln, die das Stück lange als unspielbar gelten ließen.

Bei der Übersetzung dramatischer Werke liegt die Subjektivität in der Natur der Sache. War das deutsche Shakespearebild lange Zeit vor allem durch die romantisierenden Übersetzungen von Schlegel-Tieck geprägt, verkörpert Frank Günther den »anderen«, den unzensierten, in seiner Wildheit unbeschnittenen Shakespeare. Günther glättet nicht, er fahndet nach dem Originalton und präsentiert Shakespeares Werke in all ihrer Formenvielfalt, zu der auch die Brutalität dieser ersten Tragödie gehört.

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Autor

William Shakespeare

Im Jahr 1564 wurde er in Stratford-upon-Avon, Grafschaft Warwickshire, England geboren. Das genaue Geburtsdatum ist unbekannt, wurde aber auf den 23. April festgelegt. Seine Eltern John Shakespeare und Mary Arden galten ...