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Lachen und Rauchen verboten! Wenn Frauen über Männer reden, nehmen sie bekanntlich kein Blatt vor den Mund – in demokratischen Gesellschaften jedenfalls. In dem Stück der Autorin Rayhana ist das »Reden« über Männer jedoch lebensgefährlich. Neun arabische Frauen aller Generationen treffen sich deshalb in einem Hamam in Algier. Das Badehaus dient ihnen als Schutzraum. Dort lästern, lachen, tratschen sie, brechen ungeniert mit Tabus, streiten über Politik und Religion, reden über ihr Sexleben, ihre Ehen, über Männer. Und sie rauchen heimlich, weil eine Frau nicht rauchen darf. "(…) selbst für so etwas Unbedeutendes wie eine Zigarette wurden und werden Frauen beleidigt, sogar geschlagen", so die Autorin in einem Interview. Vor dem Hintergrund der patriarchalischen, scheinheiligen und gewalttätigen Kultur ihrer Männer enthüllen sich in dieser Tragikomödie nach und nach die verschiedenen Schicksale neun arabischer Frauen. Elfriede Jelinek schreibt über das Stück: "(…) Wie ein Fächer Karten blättert sich in diesem Stück die Vielfalt der arabischen Frau auf, die Fundamentalistin, die Abgebrühte, die Heiratswütige, die Emigrantin, die Zynische, die Bildungshungrige etc. Auch wenn man die Verhältnisse nicht kennt, weiß man sofort: Es ist wahr, was hier verhandelt wird. Und (was sehr selten passiert!) man lernt etwas. Und wäre es nur, dass das, was diese Männer ihren Frauen nehmen, den Männern selbst genommen wird. Sie machen sich selbst arm. Bloß wissen sie es nicht. Ein wunderbares Stück, das einem diese Dinge erfahrbar macht." (Elfriede Jelinek an Ute Nyssen am 31.10.2013)

Pressestimmen zur DSE am Theater Ingolstadt: Die Süddeutsche Zeitung spricht von einem echten „Theatercoup“ einer „vorzüglich gebauten Tragikomödie“ und konstatiert weiter, dass es nicht „nicht viele reine Frauenstücke in der Theatergeschichte“ gibt. „Allein deshalb sollten sich darauf alle Häuser stürzen, die endlich einmal möglichst viele ihrer weiblichen Ensemblemitglieder auf der Bühne sehen wollen.“ Zudem wird darauf hingewiesen, dass dieses „politisch brisante Werk“ einen Beitrag dazu leisten kann, „die hiesigen Debatten um die Rolle der Frau im Islam nicht der islamfeindlichen AfD“ sondern „kompetenteren Stimmen“ zu überlassen. Auch der Donaukurier ist angetan von Stück und Inszenierung: „welch subversive Sprengkraft dem Stück innewohnt, wie virulent die Themen sind, die es verhandelt“, heißt es da. Und weiter: „Trotz der existenziellen Themen hat Rayhana dabei so etwas wie eine Komödie geschrieben. Doch Leichtigkeit und wahnwitzige Dialoge werden mit archaischer Wucht durchbrochen, die Wirklichkeit des Terrors ist stets präsent. (...) Was für ein kühnes Stück! Was für eine eindrucksvolle Inszenierung! Nach knapp zwei Stunden gibt es dafür begeisterten Applaus. Unbedingt anschauen!“ Auf nachtkritik.de wird wie in der SZ darauf verwiesen, dass das Stück „ein starker Theaterstoff“ ist und „von viel mehr erzählt als vom Leben in einer halbtotalitären Gesellschaft, von der muffigen Aura trostloser Tradition. Es ist auch und vor allem ein starker Text über das Thema Menschlichkeit. Weshalb ihn zu spielen schlicht die Entdeckung eines starken Textes fürs deutschsprachige Publikum ist. (...) Ein Stück und eine Inszenierung als farbig-vielvälftige Gegenposition zum Schwarz-Weiß-Denken aller möglichen Provenienz.“ Auch die Augsburger Allgemeine ist angetan aber auch überrascht, „dass das interessant gebaute Stück erst jetzt zur deutschsprachigen Erstaufführung kommt. Umso verdienstvoller ist die kluge Spielplanentscheidung des Ingolstädter Stadttheaters“, die mit „schier endlosem Applaus“ belohnt worden ist. Während der Kulturkanal Ingolstadt bemerkt: „In meinem Alter rauche ich immer noch heimlich“ (...) ist der Volltreffer eines aktuellen Theaterstücks über die Vielfalt des Frauseins im Islam (...) es ist auch ein Stück gegen unsere westeur0päische Überheblichkeit, alle muslimischen Frauen als Unterdrückungsopfer über einen Kamm zu scheren.“

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Autor

Rayhana

Die 1964 in Algerien geborene Autorin schreibt unter dem Pseudonym Rayhana. Nachdem sie in der Heimat bedroht worden war, floh sie nach Frankreich. 2010, vor der Uraufführung ihres Schauspiels "In meinem Alter rauche ...