Inhalt

Justus, Ende 20, war einst ein hoffnungsvolles Fußballtalent, doch nach schwerer Verletzung vor zehn Jahren hat er immer noch Probleme damit, einzusehen, dass nicht er, sondern Michael Ballack Michael Ballack ist. Maja, seine Freundin, ebenfalls Ende 20, ist Malerin. Zumindest im Geiste. Sie befindet sich in einer schöpferischen Dauerkrise. Leander ist Philosoph, und verzehrt sich nach Maja – und auch Maja fühlt sich zu ihm, dem Träumer, hingezogen. Endlich findet sie ein Motiv, eine Fliege im Korn, und beginnt zu malen... Auch Toni wollte mal etwas werden – Schauspielerin. Doch daraus ist nichts geworden. Also verhandelt sie die vertanen Chancen. Konstantin, verliebt in Toni, verhandelt wenig, ist aber ebenfalls gescheitert – eigentlich wollte er Pilot werden. Nun ist er Langzeitstudent, BWL, und hauptberuflich Sohn.

Die Orte, an denen sich die Figuren (stets in Zweierkonstellationen) treffen, um zu trinken und zu reden, wenn auch meist aneinander vorbei, ihre (Des)Illusionen abzuhandeln und manchmal sogar Sex zu haben, fremd zu gehen, oder zumindest darüber zu sprechen, verstärken dabei den Eindruck totaler Stagnation. In einer Stadtrandschlusslandschaft wird – in insgesamt 70 schlaglichtartigen Sequenzen – prägnant dargestellt, wie junge Menschen, die sich selbst im Weg stehen, das Kunststück fertig bringen, sich das bisschen (Aus)Weg, das ihnen bleibt, auch noch gegenseitig zu verstellen. Zur allgemeinen Ausweglosigkeit kommt die Hölle des Anderen. Was bleibt ist der Wunsch nach Liebe – wo man sich doch schon selbst nicht lieben kann. Aber dort, wo keinerlei Ausweg besteht, arrangiert sich alles so, wie es immer schon war. Reigenartig kehren sie wieder, die immergleichen Orte und Themen – die Konstellationen des Scheiterns.

„Das ist nun mal so Schauspieler werden Kellner Schriftsteller Taxifahrer und Maler Beleuchter“, sagt Justus an einer Stelle – was passiert, wenn man sich diesem Spiel des Lebens nicht unterwirft, zeigt FLIEGE IM KORN. Und wird dadurch zu einem ebenso poetischen wie pointiert-lakonischen Exempel einer ganzen Generation, deren Ausweis eine Zahl um die 30 anzeigt.

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Autor

Stephan Seidel

  • Geboren 1983 in Halle an der Saale.
  • Literatur- und Philosophiestudium in Potsdam und Berlin.
  • Seit 2004 Theater-/ Autor- und Regiearbeiten an div. nationalen und internationalen Theatern - ...