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Im Zentrum von KOLLABORATION stehen Richard Strauss und Stefan Zweig. Der zu seiner Zeit berühmteste deutsche Komponist ist im Jahre 1931 – zu Beginn des Stückes – ausgebrannt, fühlt sich leer und verbraucht. Stefan Zweig, in den 30er Jahren als Autor auf der Höhe seiner Schaffenskraft, soll Strauss retten, ihn inspirieren und ihm ein Libretto für eine neue Oper schreiben.

So beginnt die Zusammenarbeit zwischen Strauss und Zweig an der Oper „Die schweigsame Frau“, die am 24. Juni 1935 in Dresden erfolgreich uraufgeführt wird. Der Terror der Nazis verhindert, dass es zu einer weiteren Zusammenarbeit zwischen Strauss und Zweig kommt. Obwohl Strauss Zweig bestürmt, weiter – und notfalls geheim – für ihn Libretti zu schreiben, kann Zweig die Zusammenarbeit nicht fortsetzen. Er flieht mit seiner Geliebten erst nach England, dann nach Brasilien, wo er am 22. Februar 1942 Selbstmord begeht.

Strauss hat Zweig vergeblich vor Flucht und späterem Selbstmord zu bewahren versucht. In seiner Eigenschaft als Präsident der Reichsmusikkammer glaubte Strauss, sich Freiheiten gegenüber den Nazis herausnehmen zu können, glaubte er seine Musik heraushalten zu können aus den Verstrickungen in politische Katastrophen. Ein hoffnungsloser Glaube – denn die Nazis erpressten Strauss mit Drohungen gegen seine jüdische Schwiegertochter und seine halb-jüdischen Enkel, deren Unversehrtheit er dadurch erkaufte, dass er sich nach außen hin dem Regime nicht gänzlich verweigerte.

Den Freitod von Zweig hat Strauss nie überwunden – vielleicht weil dieser konsequente Schritt seine eigene Schwäche den herrschenden Verhältnissen gegenüber offenbarte. Am Ende des Stückes – 1948 – steht Strauss vor einem Entnazifizierungsgremium und erklärt:

Ich habe niemals einer politischen Partei angehört, weder rechts, noch links. Meine Partei ist die Kunst, ausschließlich die Kunst. Sie wollen, dass ich meine Betätigung während dieser fraglichen Zeit rechtfertige. Ja, ich habe große Erwartungen in Hitler gesetzt. Ja, ich habe alle führenden Nazis bei zahlreichen Gelegenheiten getroffen, ich habe mich mit ihnen eingelassen, ich habe mich von ihnen umwerben lassen, ich dachte, ich könnte sie benutzen, aber sie haben mich benutzt. Dann haben sie mich fallengelassen, als sie merkten, dass ich keiner von ihnen bin.

Exemplarisch an der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Strauss und Zweig und deren Vernichtung durch die Nazis diskutiert Ronald Harwood die immer aktuelle Frage nach der Rolle des Intellektuellen und Künstlers in einer politisch pervertierten Welt.

Im Vorwort zu seinem Stück KOLLABORATION schreibt Harwood:
KOLLABORATION ist ein Komplementär zu DER FALL FURTWÄNGLER, meinem Stück über die Entnazifizierung von Wilhelm Furtwängler.

Zu diesem Stück gibt es eine PDF-Datei
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Autor

Ronald Harwood

Ronald Harwood wurde 1934 in Kapstadt geboren. Mit 17 Jahren kam er nach London. Dort besuchte er die Royal Academy of Dramatic Art und wurde bald Mitglied ...