Inhalt

Acht Männer befinden sich auf dem Plateau eines Hochhauses. Es geht ihnen um nichts Geringeres als um den Weltmeisterschaftstitel im Dauerbanksitzen. Deshalb wollen sie in zwei Reihen auf einer Bank ausharren, abwechselnd vier unten und vier auf der Lehne. Die Stimmung ist glänzend, der Teamgeist tadellos, die Organisation perfekt. Eine Wurstdosenfirma sponsert das einmalige Geschehen mit Schafs-, Rinder-, und Nashornhirnwurst, und so gibt es genug zu essen. Eine Dusche sorgt für eine unregelmäßige Säuberung; Trillerpfeife, Signalhorn und Hupe sind wertvolle Hilfen beim Kampf ums Überleben. Niemand darf von der Bank herunter. Aber allmählich werden sie unsicher, ob die Menschen tatsächlich den Weltrekordversuch im Dauerbanksitzen so mitverfolgen, wie sie sich das vorstellen. Das Stück ist eine Satire auf den Leistungssport und den Leistungswahn, auf den Idiotismus immer neuer Rekordversuche, auf den infantilen Drang, sich durch einen Platz im Guinnessbuch der Rekorde wenigstens eine kleine Unsterblichkeit zu erobern. Aber je länger der Rekordversuch dauert, um so heftiger wird der Fieberwahn des letzten Gefechts. Konsequenterweise wollen sie nun den totalen Weltrekord, den Endsieg … Das Theaterstück Acht Weltmeister wurde 1990 in Darmstadt uraufgeführt und hat eine erstaunliche Frische behalten. Höher hinauswollen und mit einem (hirnlosen) Rekord andere zu übertreffen, ist nach wie vor »in«. Mehr denn je geht es um Positionsbestimmungen, die in dieser pervertierten Minigesellschaft vorexerziert werden. Wer sitzt oben wer unten, wer ist mein Nachbar, wer ist der Boß. Ria Endres führt ein fanatisches Kollektiv, das zum Menschenknäuel wird, als soziale Farce vor, die ihresgleichen an Aktualität sucht.

Autor

Ria Endres

  • Geboren 1946 in Buchloe
  • Studium Generale in Würzburg
  • Leiterin der Studiobühne an der Universität und Regiearbeit
  • 1969 bis 1972 Studium der Kritischen Theorie an der ...