Inhalt

1967. Eine eiserne Plattform, irgendwo vor der britischen Küste, umtost von den Gezeiten der Nordsee. Hier betreibt die Familie Bates gemeinsam mit wechselnden DJs einen Piratenradiosender. Die Nordsee-Welle sendet Beat, Pop, Rock’n’Roll: den Sound der Zukunft. Selbst sieht sich der Bates-Clan als revolutionäre Zelle – als Stachel im Fleisch der rückwärtsgewandten BBC. Aber die versteht dann doch noch die Zeichen der Zeit, reformiert ihr Programm und will den Piraten das Senden untersagen. Die schlagen sogleich zurück und erklären ihre schwimmende Basis zum souveränen Staat. Allein die Frage um dessen Ausgestaltung führt zum Zwist und lässt die tiefgreifenden ideologischen Differenzen zwischen den Familienmitgliedern scharf hervortreten.

Mit großer sprachlicher Spielfreude verhandelt Lars Werner in RADIOLAND die Fragilität weltanschaulicher Ideale. Sukzessive wird die utopische Gegenwelt der schwimmenden Alternativkulturinsel entzaubert und Vater Roy als korrumpierbarer Militarist entlarvt, der sich im Ernstfall dann doch nach dem kapitalistischen Wind dreht. Am Ende steht kein griffiges Fazit, keine vereindeutigte Moral, sondern ein Abschluss, der ebenso ironisch und skurril ist wie das Figurenpersonal.

Autor

Lars Werner

Lars Werner wurde 1988 in Dresden geboren. Von 2010 - 2016 studierte er Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 2012-2013 sculpture am Camberwell College in London. Von 2009 - 2013 war er ...