Inhalt

Im Märchenwald herrscht Krach. Früher hatten es Reh, Wolf, Jäger und Königin gemütlicher, wenn sie zusammen Bier tranken. Aber seit kurzer Zeit dringen beängstigende Geräusche durch die Bäume und der Zwerg, ein Zugezogener, bedrängt alle mit seinem Wahrheitsfimmel...
Für den Zwerg sind die Märchen, die der Wald hervorbringt, Leichen. Komprimiertes Fleisch, das gegen seine künstliche Form aufbegehrt und nun alles zu verschlingen droht. Der seltsame Lärm, behauptet der Zwerg, ist das Ächzen des Märchenwalds, es ist seine Angst vor dem Verschwinden. Um den Wald zu retten, müsse man die Leichen sezieren. Nur so ließe sich die Wahrheit finden und mit ihr könne wieder Ruhe und Frieden im Wald einkehren.
Die Leiche, deren Untersuchung sich der Zwerg verschrieben hat, ist das Märchen vom Rehlein, das ein Wolf sein wollte. Obwohl Reh, Wolf, Königin und Jäger nicht ganz wohl bei der Sache ist, lassen sie den Zwerg gewähren und dröseln das Märchen gemeinsam mit ihm auf. Im Wechsel zwischen Gutgläubigkeit und Sensationslust, zwischen Überforderung und Sadismus dringen sie immer tiefer in die Geschichte ein.
Doch bald wird das Sezieren zum Selbstläufer, denn wo eine Leiche liegt, verbergen sich andere. Ungewollt fördern die Figuren nach und nach ein Netz aus Macht und Abhängigkeit zu Tage.

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Autor

Maria Maier

Maria Maier wurde 1983 in Waldshut im Südschwarzwald geboren.

Sie studierte Neuere deutsche Literatur und Geschichte in Berlin sowie Literarisches Schreiben in ...