Inhalt

Er nennt sich Friedhofssoziologe. Mit betont englischem Akzent. Von forscherischer Schaffenskraft gezeichnet, unter falschem Namen, steht er auf dem Friedhof und hält einen bizarren Vortrag. All dies um einer einzigen Studentin zu gefallen, die zu dem Vortrag gar nicht kommt.

Schließlich kommt es anders, als er denkt. Wochen später hört er auf der Straße einen jauchzenden Aufschrei: „Der Beerdigungsunternehmer!“ Es ist nicht die, für die er den Vortrag gehalten hat. Und trotzdem bleibt sie, während er verloren geht, in den Fängen seiner eigenen romantischen Fiktion. Denn sie will haben. Sie will ihn lieb haben. Sie will ihn ganz haben. Für immer, gegen jede Vernunft, gegen alle Widerstände dieser Welt. Sie wird seine Lieb-Haberin.

Damit nicht genug. Es geht noch immer besser. Zu gut assoziiert und analysiert der Friedhofsspezialist seine Geliebte, sich als Liebenden und schließlich auch die Liebe. In merkwürdiger Weise steht er neben sich, schaut sich zu und peilt als Ausweg aus dem Elend der Intimität ausgerechnet eine Hochzeit an.

Das Stück dramatisiert die Romantik der Liebe unter inversen Vorzeichen: als Endzeit, als Anti-Romantik, als Anti-Werther oder davonlaufenden Romeo, als letzte Entzauberung einer bereits vielfach entzauberten Welt. Es ist ein melancholisch-fröhliches Zu-Grabe-Tragen der romantischen Liebesidee als letztes Sinnzentrum der Moderne.

„Die Lieb-Haberin“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des Autors, über den die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb: „Kokett und britisch unterkühlt, verspielt wie Jean Paul und geistreich wie Oscar Wilde ... Sein tragikomischer Romeo ist im Grunde ein Hamlet, zu tatenarm und gedankenvoll, um lieben zu können ... Seit Dietrich Schwanitz hat kein deutscher Anglist die Sprache der Liebe mit mehr Esprit dekonstruiert und weniger Herzblut gerettet“ (14.09.2002).

Autoren und
Komponisten

Buch, Vorlage:
Joachim Zelter