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Am Anfang steht die Irritation: die tote Mutter atmet. Die Tochter, Johanna, sitzt am Küchentisch in der verlassenen Wohnung und denkt an die letzten Stunden im Krankenhaus.

Eine Inventur beginnt. Wer waren Mutter und Großmutter? – Vertriebene aus dem Sudentenland, die sich mit dem Wort „Zuhaus“ von der Gegenwart abgrenzten? Der Vater, beruflich erfolglos, war ein renommierter Schachspieler, der Schachaufgaben komponierte und sein Lebensende in einer Anstalt verbringen sollte. Johanna, von Kind auf Spielball in den Lücken der elterlichen Geschichte, geht nun scharfsichtig und konsequent den Weg zurück in die Schatten ihrer Kindheit.

Gegen Mitternacht bestellt sie eine Pizza. Svetlana, die Pizzabotin, Deutschrussin und ehemalige Lehrerin setzt sich zu ihr an den Küchentisch. Für diese Nacht wird sie für Johanna zur Gesprächspartnerin, zur Verbündeten in der Auseinandersetzung mit ihrer Mutter. Ein Ende wird möglich.

Präzise, drastisch und pointiert erzählt Angelika Overath eine Familiengeschichte, die zum diffusen Symptom einer Mutter-Tochter-Beziehung wird. Für ihren Roman „Nahe Tage“ erhielt die Autorin den Thaddäus-Troll-Preis 2005. Das Buch wurde in der Presse als verstörendes Psychogramm einer Mutter-Tochterbeziehung gefeiert. „Gegen diesen Rückblick auf eine tote Mutter ist Elfriede Jelinek harmlos“, lobte die Süddeutsche Zeitung den Roman (Meike Fessmann, 29.12.2005).

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