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Lena und David haben geheiratet. David ist Schriftsteller, Lena Bildhauerin. Sie leben in Boston, sind nicht mehr ganz jung, typische Ostküstenintellektuelle jüdischer Herkunft - und sie wollen ein Kind. David spürt, ein anständiger Vater kann er nur werden, wenn er sich mit seinem Vater Jakob aussöhnt. Jakob hat den Holocaust überlebt, versteckt sich hinter Sturheit und sarkastischem Witz.

Lena und David erfahren, dass Jakob einen Herzinfarkt hatte. Sie nehmen ihn bei sich in der Wohnung auf. Fast zeitgleich stellt sich heraus, dass David immer ein paar Millionen Spermien zu wenig ins Rennen schickt. Dieses Problem gehen die Frischvermählten medizinisch an. Ein Spezialist scheint helfen zu können. Er heißt Saeed Hameed und ist palästinensischer Abstammung.

Die Probleme nehmen ihren Lauf: komplizierte Aussprachen zwischen allen Beteiligten, Missverständnisse und Kämpfe biblischen Ausmaßes. In der Heftigkeit und Angespanntheit der Situationen verdichtet sich Realität mehr und mehr in surreale Albträume, und eines von Davids Spermien drängt in Gestalt eines heranwachsenden Jungen mit Macht in das Geschehen.

Doch Lena wird trotz aller Schwierigkeiten - oder gerade deshalb - endlich schwanger. Eine künstliche Befruchtung in der Klinik von Saeed Hameed hat Erfolg. Aber die Schwangerschaft erweist sich als neues Problem: Lena erwartet Drillinge.

Und da ist noch etwas: Durch eine Unachtsamkeit des Klinikpersonals während der künstlichen Befruchtung ist eines der drei Kinder nicht von Jakob und auch nicht von Lena, sondern von einer Frau und einem Mann arabischen Ursprungs. Dass eine Jüdin ein arabisches Kind zur Welt bringen muss, das schafft Probleme, die niemand zu lösen imstande scheint. Oder doch? Siegen Vernunft und Lebensfreude über Vorurteile und blinden Hass?

Stephen Orlov verbindet in "Sperm Count" Persönlichstes mit ausweglos Politischem - jede Figur ist Spiegel und Opfer ihrer historischen Situation. Dort, wo Leben sich auftut - im Bauch einer Frau - entsteht eine Projektionsfläche für den Konflikt zwischen Israel und Palästina, und der Autor, selber Jude, findet in seinem Stück eine wunderbare Auflösung dieses Konflikts.

Es ist, als hätten Woody Allen und Philip Roth Pate gestanden bei der Geburt dieses Stückes, und doch ist es in ganz eigenem Ton mit tiefem Humor und großer Einsicht geschrieben.

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