Inhalt

Anna Papst beschäftigt sich in ihrem Auftragswerk für das Schauspiel Zürich mit den Grenzen zwischen religiöser Erfahrung und psychischer Störung und mit der Frage nach der Autonomie eines Menschen, der seine Krankheit als Segen empfindet.

Die Protagonistin Rita, eine junge Lehrerin, wird durch ihre Gottesvisionen und ihr Charisma zur geistigen Führerin einer jungen Gemeinde, die wie die ersten Christen in Gütergemeinschaft leben. Bald gerät Rita immer mehr mit der herkömmlichen, bürgerlichen Welt in Konflikt, zumal sie bei ihrem Berufseinstieg nur schwer ihre Werte mit der alltäglichen Schulpraxis mit renitenten, aggressiven Schülern in Einklang bringen kann. Bald lebt Rita nur noch mit einer fiebrigen Begeisterung für ihren Glauben und ihre Mission, bekehrt drogenabhängige Obdachlose, heilt Kranke – bis sie schließlich selbst für krank erklärt wird und ihre Visionen damit zu bloßen Produkten ihrer Psychose. Es kommt zu der paradoxen Situation, dass mit der Besserung ihres gesundheitlichen Zustands eine Abnahme der göttlichen Visionen, und damit allem, was Rita als sinnvoll empfindet, einhergeht. Rita muss sich entscheiden, mit welchem Defizit sie leben will: Mit dem Mangel an gesellschaftlicher Anerkennung oder dem Verschwinden des sinnstiftenden Glaubens.

„Das Stück changiert zwischen einer visionär-überhöhten, biblisch unterfütterten Sprache der Hauptfigur und einer knappen und verdichteten Sprache in den Dialogen. Große Sprachbilder und profane Weisheiten liegen oft lakonisch nah beieinander – eine Gratwanderung, die vor allem deswegen funktioniert, weil die Figuren, so absturzgefährdet sie auch sind, nie den Humor verlieren. (...) Es sind plastische, vielschichtige, widersprüchliche Figuren (...) – und alle tragen sie ein Geheimnis in sich, das Lust auf eine szenische Erkundung macht.“ Andrea Schwieter, Theater heute Jahrbuch 2012

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Autor

Anna Papst

 Anna Papst, Jahrgang 1984, wuchs in Nänikon bei Zürich auf. Die Autorin und Regisseurin arbeitete als Regieassistentin am Theater Basel mit Rafael Sanchez und Sebastian Nübling, sowie am Public ...