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Hagen, Thees und Falk - alte Freunde aus Schulzeiten - teilen sich in Berlin einen "Co-Working-Space", wie die Digitale Bohème ihre urbanen Freiberufler-Bürogemeinschaften nennt. Während Hagen auf seiner politischen Internetplattform "zukunftspolitik.org" reihenweise Kampagnen für inhaftierte Dissidenten von Peking bis Moskau ins Leben ruft und sich "für internationale Menschenrechte, nationale Bürgerrechte und die Freiheit im Internet" engagiert, gründen Falk und Thees das Soziale Netzwerk "Jonte, Linus und Pelle - die Freunde, die du nie hattest!".

Der Slogan ist einer von Falks zahllosen Marketing-Ideen, mit dem er die Zielgruppe der grünen Mittelschicht erobern will. Der zurückgezogene Thees ist allerdings für die wirklich wichtigen Dinge zuständig. Er hat den Algorithmus entwickelt, auf dem JLP basiert: Eine Funktion, "die die Leute im Internet erkennt" und die für jeden den "perfekten Freundeskreis" berechnet.

Das hingegen scheint den "Megametaüberinvestor" Gabor, einen Vertreter des "weltgrössten Technologiekonzerns" mit hypnotischen Fähigkeiten, sehr zu interessieren. Unter der Bedingung, dass der politische Aktivist Hagen als "Intellektueller, der einen Blick für das Ganze hat", das strategische Management übernimmt, steigt er im großen Stil bei den Jungs ein.

Hagens Freundin Anna, mit ihrer prekären Situation als Call-Center-Inbound-Agent kämpfend, sehnt sich hingegen nach Nähe und steht bei all dem Betrieb nur am Rand und doch in gewisser Weise von Anfang an im Zentrum eines Geschehens, das sich um vereinzelte Menschen in der vernetzten Welt dreht.

Findet Thees endlich eine Freundin? Warum wirft Hagen seine politischen Aktivitäten mir nichts dir nichts über Bord? Wird er am Ende vielleicht erkennen, "wie Anna wirklich ist" und nach all dem doch noch zu ihr finden? Wird Falk endlich Unternehmer des Jahres, und ist Gabor am Ende etwa ein Außerirdischer von Cygnus X1 oder Vega, der uns in eine posthumanistische Zukunft führt, die die "Diktatur der Rückständigen", "das veraltete System" - sprich die Demokratie - endgültig beendet? Eine Zukunft, in der sich alles Trennende auflöst, weil ein neuartiges informationstechnologisches Regime mit Hilfe der Digitalisierung der Welt damit begonnen hat, in jedem Einzelnen von uns zu lesen und das Individuum bis in jede Einzelheit zu erfassen, bis sich dieses auf gespenstische Art und Weise in Luft auflöst, als hätte es nie existiert, und aufgeht im weissen Rauschen der Gruppenbenutzermodelle.

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Autor

Hubert Schipkowski

 

Hubert Schipkowski wurde 1973 in Lebork/Polen geboren. Aufgewachsen in Münster/Westf. und in der Nähe von Osnabrück. Er studierte Klassische Gitarre an der ...