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751 Seiten liegen zwischen dem ersten und dem letzten Satz - zwischen "Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine 'ungeheure Warenansammlung', die einzelne Ware als seine Elementarform" und "Was uns allein interessiert, ist das in der neuen Welt von der politischen Ökonomie der alten Welt entdeckte und laut proklamierte Geheimnis: kapitalistische Produktions- und Akkumulationsweise, also auch kapitalistisches Privateigentum, bedingen die Vernichtung des auf eigner Arbeit beruhenden Privateigentums, d.h. die Expropriation des Arbeiters."
Aber was steht dazwischen? Wer hat es gelesen? Wie oft, unter welchen Umständen und warum?
Die große Analyse von Karl Marx hat einen prominenten Platz im Kanon jener Bücher, die alle kennen und doch nur wenige richtig gelesen haben. Für Haug/Wetzel ist es ein dramatischer Text, dessen sieben Siegel nur mit Hilfe von 8 Menschen geöffnet werden können, die mit, in und für dieses Werk gelebt haben. Es geht weder um einen Abgesang und noch um graue Theorie. Bei diesem Buch geht es gar nicht darum, wie die Regie es liest, sondern wer es überhaupt gelesen hat, nicht so sehr darum, was darin steckt, sondern wo in der Gesellschaft es steckt, wer es benutzt und kennt, welcher politischen Couleur und wirtschaftlichen Praxis auch immer. Kein anderes Buch hat die ökonomische Theorie und politische Wirklichkeit so entscheidend beeinflußt wie Marx' ebenso gerühmtes wie geschmähtes Hauptwerk des wissenschaftlichen Sozialismus. Kein anderes Buch analysiert so grundlegend die Marktgesetze von Arbeitsprozessen und Wertschöpfung - und damit die Ware Mensch:
Während in der Volksrepublik China der Turbo-Kapitalismus seine wüsten Blüten treibt, sich Fidel Castro im Adidas Trainingsanzug müde vor internationalen Cameras inszeniert, bilden sich in Westeuropa wieder selbst-organisierte Marx-Lesegruppen, und das Geburtshaus Karl Marx' in Trier freut sich über Besucherströme und klingelnde Kassen durch den steigenden Absatz ihres Karl-Marx-Rotweins.

„DAS KAPITAL, Band eins“ führt die Fäden eines weitschweifenden Castings zusammen, bei dem Menschen aus unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Gegenden mit ihren Biografien abweichenden Perspektiven auf dieses zu dicke Buch beitragen und vertreten.