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21.4.2022

Die Regisseurin Yana Ross und der Schriftsteller Lukas Bärfuss kritisieren "toxisches Sponsoring" bei den Salzburger Festspielen scharf und fordern Veränderung. Darauf gehen in ihrer Berichterstattung u.a. DER STANDARD und der ORF ein.

Lesen Sie im Folgenden die Pressemeldung von Ross und Bärfuss im Wortlaut: 

Toxisches Sponsoring - die Salzburger Festspiele sind zum Handeln
aufgefordert!

Am 6. März 2022 publizierte das investigative Netzwerk Forbidden Stories unter dem Titel
"Mining Secrets" seine Recherchen zu den Vorgängen in der guatemaltekischen
Nickelmine La Fénix. Die Vorwürfe gegen das Förderunternehmen Solway sind
schwerwiegend. Es geht um Umweltverschmutzung, Menschenrechtsverletzungen,
Bestechung, Vertuschung, Einschüchterung und Verfolgung kritischer Journalist:innen.

Verbindungen zum Kreml

Solway hat seinen Sitz im schweizerischen Zug. Die Anfänge des Unternehmens liegen in
der russischen Aluminiumindustrie. Das Management besteht vor allem aus russischen und
estnischen Geschäftsleuten. Laut Medienberichten bestehen seit der Gründung enge
Beziehungen zum Kreml in Moskau.

Das Unternehmen gerät immer wieder ins Visier von Behörden. Bereits 2011 beendete die
Swedbank wegen Verdachts der Geldwäsche ihre Geschäftsbeziehungen zu Solway. 2019
erging vom höchsten guatemaltekischen Gericht gegen das Unternehmen ein Urteil.
Wegen Missachtung der Rechte der Indigenen befahl das Gericht die Stilllegung von La
Fénix. Trotzdem beutet Solway die Mine offenbar bis zum heutigen Tag aus. 

Die mutmassliche Korruption und die Exzesse der wirtschaftlich-politischen Elite gingen durch die Weltpresse.
Recherchen der New York Times, von El País, The Guardian und der Süddeutschen Zeitung leuchteten Solways Geschäftsmethoden aus.

Gefahr für die Sicherheit

Seit 2017 ist Solway Sponsor der Salzburger Festspiele. Sowohl die Festspiele wie Solway
werben an prominenter Stelle mit ihrem Engagement und setzen es in den Zusammenhang
mit einer Politik der "Bildung" und der "Nachhaltigkeit".

Seit vorstehend zitierten Enthüllungen und mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die
Ukraine ist dieses Sponsoring toxisch geworden. Es beschädigt den Kern der Salzburger
Festspiele. Es zerstört die Glaubwürdigkeit beim Publikum und vergiftet das politische und
künstlerische Klima dieses einzigartigen Festivals.

Unverzügliche Schritte sind nötig

Um weiteren Schaden abzuwenden, fordern die Unterzeichnenden die Salzburger
Festspiele auf, unverzüglich folgende Schritte einzuleiten:

- Das Sponsoring bei den Salzburger Festspielen ist von einer unabhängigen Stelle
umfassend zu untersuchen und das Resultat der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zu untersuchen sind Sponsoring- und andere Partner-Verträge, sowie Finanzen und
Termine.

- Die Salzburger Festspiele sind aufgefordert, verbindliche Richtlinien für ihre Finanzierung
zu erarbeiten. Diese müssen im Einklang mit dem Memorandum vom August 2022
und mit den öffentlichen Selbstverpflichtungen der Verantwortlichen stehen. Die
Fördergesetze Österreichs verlangen Standards, die einzuhalten sind.

- Die Salzburger Festspiele haben die Geschäftsbeziehungen zu Solway sofort, spätestens
bis zum 27. Juli 2022, zu beenden.

Die Salzburger Festspiele gehören der Kunst, nicht der Wirtschaft

Eine demokratische Gesellschaft braucht eine demokratische Kultur. Die Salzburger
Festspiele dürfen nicht zum Marketingvehikel dubioser Firmen verkommen. Festivals,
Museen, Theater - sämtliche kulturelle Institutionen haben sich zur Einhaltung der
Menschenrechte, einer Politik der Nachhaltigkeit und der demokratischen Werte zu
verpflichten. Die Kunstschaffenden müssen an diesem Prozess der Transparenz und der
Erinnerung beteiligt werden.

Die Salzburger Festspiele gehören dem Publikum und den Künstlerinnen. Rang und
Glaubwürdigkeit dieser singulären Institution müssen geschützt werden. Es geht um die
Sicherheit, die Zukunftsfähigkeit und den Fortbestand der demokratischen Institutionen.

Schluss mit dem doppelten Spiel!

Nur sauberes Geld in öffentlichen Institutionen!

Den Worten müssen nun Taten folgen!

Die Gremien der Salzburger Festspiele stehen in der Verantwortung. Sie müssen handeln
- sofort, transparent und entschieden.

Yana Ross und Lukas Bärfuss wurden von den Salzburger Festspielen beauftragt, in einer
Koproduktion mit dem Schauspielhaus Zürich eine Neufassung von Arthur Schnitzlers
"Reigen" auf die Bühne zu bringen. Premiere ist am 28. Juli 2022. Heisse Eisen und harte
Fakten formen ihre künstlerische Auseinandersetzung mit der modernen Gesellschaft. Beide
haben Preise gewonnen und wurden zu Festivals eingeladen. Sie gehen beide nicht auf
Eierschalen. Diese Pressemeldung ergeht in ihrem eigenen Namen, unabhängig von den
künstlerischen Teams und den produzierenden Institutionen. Mit dem Probenbeginn
werden alle vollständig und transparent informiert.