Vita

Rolf Kühn, geboren 1929 in Köln, aufgewachsen in Leipzig, begann bereits im Alter von acht Jahren Klavier, Musiktheorie und Kompositionslehre und mit zwölf Jahren Klarinette zu studieren. Ab 1948 war er Saxophonist und Klarinettist der BigBand des Senders Leipzig und Solist zahlreicher Radioshows und Live-Konzerten. 1950 wurde er 1. Saxophonist im RIAS-Tanzorchester und trat parallel mit seiner ersten eigenen Jazz-Gruppe auf.

In den Jahren 1954 bis 1962 gewann er als "bester Klarinettist" die europäischen "Jazz Polls" und hatte 1956 erste Auftritte in den USA, u.a. als Bandleader und Klarinettist mit Caterina Valente in New York. 1957 wurde er mit dem "Down Beat"-Poll als "Clarinet New Star" ausgezeichnet. Es folgten Auftritte u.a. im New Yorker „Birdland“, im „Blue Note“, Chicago, und beim „Newport Jazzfestival“, u.a. mit John Coltrane, Cannonball Adderley und Chet Baker. Die folgenden zwei Jahre spielte er in der Benny-Godman-Band, die zeitweilig sogar leitete.

Bevor er 1962 die Leitung des NDR-Fernsehorchesters übernahm, war er als Nachfolger von Buddy DeFrancos Solo-Klarinettist im Tommy-Dorsey-Orchester. Es folgten weltweite Tourneen und zahlreiche Aufnahmen für das MPS-Label, u.a. mit Albert Mangelsdorff, Randy Brecker, Chick Corea und seinem Bruder, dem Jazz-Pianisten Joachim Kühn.

Seit 1968 übernahm er neben Kompositionsaufträgen für TV Engagements die musikalische Leitung zahlreicher Produktionen, Uraufführungen und Deutscher Erstaufführungen wie "Jesus Christ Superstar", "Chicago" und "Grand Hotel", u.a. am Thalia-Theater und Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, Schloßparktheater Berlin, Theater an der Wien und am Berliner Theater des Westens. Auch zur 750-Jahr-Feier Berlins und zur 700-Jahr Feier in der Schweiz wurde ihm die musikalische Leitung übertragen.

Neben zahlreichen weiteren CD-Produktionen und Tourneen komponierte er die Musik zu dem Musical Münchhausen junior, das 2004 im Friedrichstadtpalast mit großem Erfolg uraufgeführt wurde.

Rolf Kühn wurde 2009 für sein Lebenswerk mit der Ehrenurkunde des Preises der deutschen Schallplattenkritik und 2013, gemeinsam mit seinem Bruder Joachim Kühn, mit dem Jazz-Echo-Preis ausgezeichnet, 2013 erhielt er den B.Z.-Kulturpreis in der Kategorie „Jazz“. 2014 erschien anlässlich seines 85. Geburtstages die aktualisierte Biographie „Clarinet Bird: Rolf Kühn – Ein Leben mit Jazz“.

Der Jazzjournalist und Musikkritiker Dr. Bert Noglik schreibt über Rolf Kühn: „Ein deutscher Jazzmusiker von Weltformat, das war und bleibt eine ganz rare Ausnahme. Der Klarinettist Rolf Kühn gehört zu dieser Königsklasse. Und auch in anderer Hinsicht zählt er zu den ‚Ausnahmekünstlern’: Wie keinem anderen gelang es ihm, auf seinem Instrument einen Ton zu entwickeln, der in unterschiedlichen Stilbezirken völlig unverwechselbar bleibt - warm, rund und vollendet. Man darf das Spiel von Rolf Kühn mit "Reife" bezeichnen. Er hat die gesamte Geschichte des Jazz assimiliert.“