Nachrichten

9.2.2016

Die bewegende Tragikomödie "Ein großer Aufbruch" nach dem Drehbuch von Magnus Vattrodt verwies "Vorsicht vor Leuten" und den "Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel" auf die Plätze.

Die letztjährigen Preisträger Alexander Held und Ulrich Matthes wollten einen Neuzugang im "GOLDENE KAMERA Club" begrüßen und hatten es dann doch mit einem alten Bekannten zu tun. Statt Matti Geschonneck, der sich auf der Bühne unter sein überglückliches Ensemble gemischt hatte, hielten aber Produzent Wolfgang Cimera und Schauspielerin Ulrike Kriener die Dankesrede, in denen sie dezidiert auch ihren Regisseur hervorhoben.

Dass Matti Geschonneck ein Händchen dafür hat, Fernsehfilmstoffe in großes Schauspielkino zu verwandeln, hat er über die Jahre immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dass jetzt mit der ZDF-Produktion "Ein großer Aufbruch" zum vierten Mal eines seiner Qualitätswerke mit der GOLDENEN KAMERA ausgezeichnet wird, ist daher nicht nur wohlverdient, sondern auch die Anerkennung einer besonderen Ensembleleistung.

Das zentrale Motiv der Tragikomödie "Ein großer Aufbruch", die von Magnus Vattrodt geschrieben und vom Produzentenduo Silke Schulze-Erdel und Wolfgang Cimera realisiert wurde, ist die geradezu schmerzhaft gegensätzliche Wahrnehmung der Familienmitglieder, wenn es um die gemeinsam verbrachten Jahre in Afrika geht. Holm (Matthias Habich), der Vater, hat dort in den 70ern als Ingenieur für die Entwicklungshilfe gearbeitet, seine Frau Ella (Hannelore Elsner) als Ärztin. Das ist mehr als 30 Jahre her - und doch hat jene Zeit das Leben aller geprägt. Nun wurde bei Holm Krebs diagnostiziert, und er beschließt, in der Schweiz Sterbehilfe anzunehmen. 

Mit einem letzten großen Auftritt will er sich von der Familie verabschieden, um bei einem üppigen Mahl mit Pastetchen, Reh und Wein noch mal sein "wundervolles, großartiges Leben" Revue passieren zu lassen. Doch der Abend wird zu keinem wehmütigen, gefühlvollen Familientreffen, sondern zur Abrechnung mit dem Vater. "Dein Leben war ein Fiasko", schleudert ihm die ältere Tochter Marie (Ina Weisse) entgegen. Angeblich verheilte alte Wunden brechen auf, und höchst schockierende Geheimnisse bleiben nicht länger verborgen.

Für die Jury ein klarer Fall: "Ein bewegendes Drama mit geschliffenen Dialogen, feiner Ironie, brillantem Ensemble."

Laudatio: Ulrich Matthes und Alexander Held

(©Funke Mediengruppe 2016)